6 Tage Steiner Alpen (Slowenien) August 2024

Tag 1, 04.08.2024, Anreise und Aufstieg zur Hütte Cojzova koča

Start war um 6:00 Uhr in Haag, mit dabei sind Hans, Werner, Ina, Lars, Annabelle, Regina, Schos, Matthias, Gerhard, Sepp, Foly und Kathrin. Fast ohne Stau sind wir bereits um 11:30 Uhr am Ziel-Parkplatz in Kamniska Bistrica angekommen. Vor dem Abmarsch hat uns Werner um 12:00 Uhr erst mal einen Haselnussschnaps serviert (Becher gab es für die Dauer der Tour gleich dazu). Danach ging es zügig einen schönen, aber recht steilen Pfad durch Wald und Wiesen bergauf. Obwohl es teilweise ein bisschen bewölkt war, war es sehr schwül und dementsprechend schweißtreibend. Nach einer kurzen Pause sind wir um 15:15 Uhr auf der Hütte Cojzova koča (1.793 m, 6 km, 1.200 hm) angekommen. Auf der sonnigen Terrasse mit tollem Blick haben wir erst mal ein Bier bzw. Radler bestellt und die Aussicht genossen. Sepp und Werner sind gleich noch weiter auf den Hüttengipfel „Kalška Gora“ (2.047 m), um den örtlichen Kalk-Fels mit kurzer, leichter Kletterei zu testen. Nach einer Katzenwäsche (es gab keine Dusche und die Wasserversorgung war zudem defekt) haben wir auf der Hütte gutes Gulasch und genauso gute Maccheroni Bolognese gegessen, den nächsten Tag besprochen und natürlich kaltes Pivo getrunken. Das Hüttenhighlight des Abends haben schon nicht mehr alle mitbekommen: zur Flasche Rotwein gab es für die noch Anwesenden eine Salami- und Käseplatte vom Wirt aufs Haus.

Tag 2, 05.08.2024, Gipfelüberschreitungen über Grintovec, Struca, Skuta, Turska gora zur Hütte Kamniška koča

Nach dem Frühstück um 6:00 Uhr und erneuter Katzenwäsche sind wir um 7:00 Uhr los auf den „Grintovec“ (2.558 m). Wir sind gemütlich und technisch einfach in 2 h auf den höchsten Gipfel der Steiner Alpen gewandert. Auf dem Weg mussten wir aufpassen keinen der unendlich viele Alpensalamander zu zertreten oder aufzuspießen. Nach einer kurzen Brotzeit sind wir einen nur teilweise versicherten Steig nach unten zum Sattel Mlinarsko sedlo gekraxelt, nach einer Pause ging es weiter über steile und ausgewaschene Schuttfelder unterhalb des Dolgi hrbet“ in die Scharte „Skribina“ zu einer weiteren kurzen Pause. Anschließend machten wir einen kurzen Abstecher auf den 2. Gipfel „Struca“ (2.457 m) und von dort auf den 3. Gipfel „Skuta“ (2.533 m). Danach kam ein gacher, langer Abstieg mit vielen Kletterstellen, Drahtseilen, Stiften & Co bis wir um kurz vor 16:00 Uhr den 4. Gipfel des Tages „Turska gora“ (2.251m) erreicht haben. Von hier aus haben wir schon unsere Hütte für heute Nacht gesehen und uns ein bisschen zu früh darauf gefreut: der Weg dahin war nochmal sehr anstrengend und mit viel Kletterei sowohl auf- als auch abwärts verbunden. Um 18:00 Uhr sind wir dann alle erledigt (außer vielleicht Sepp und Werner), aber erleichtert, dass alles gut gegangen ist, auf der Hütte Kamniska koča angekommen. Wir haben auf der ganzen Tour keine anderen Leute getroffen, dafür aber sehr viele Steinböcke. Insgesamt waren wir 11 Stunden unterwegs, davon Gehzeit 9 h 20 min, 10 km, 1450 hm. Matthias meinte, dass die Zugspitze, die er als Vorbereitung für die Touren in den Steiner Alpen gegangen ist, ein Fliagndreck dagegen war. Auf der Hütte wartete das Highlight des Abends: eine warme Dusche für alle! Und natürlich gutes Abendessen (Nudeln, Eintopf, Suppe).

Tag 3, 06.08.2024, Über die Gipfel Planjava, Lučka Brana (Baba), Ojstrica zur Hütte Koča na Klemenči jami

Nach dem Frühstück um 7:00 Uhr sind wir um kurz nach 8:00 Uhr im Nebel gestartet. Auf dem 1. Gipfel „Planjava“ (2.392m) waren wir in gut zwei Stunden mit leichter Kraxelei oben. Nach einer kurzen Brotzeit ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter auf den 2. Gipfel „Lučka baba“ (2.331m), wieder kurze Rast und Abstieg über die Scharte „Skarje“. Dort sind Foly, Ina und Lars direkt zur nächsten Hütte abgestiegen (und dort um 15:30 Uhr angekommen), der Rest kraxelte auf den 3. Gipfel des Tages, die „Ojstrica“ (2.350m). Zum Abstieg über die Nordwand haben wir ganz brav unsere Klettersteigsets angelegt um den Klettersteig (gemäß Literatur bzw. Internetrecherche mit B/C bewertet) runter zu kraxeln. Eine slowenische Familie mit Kind und Oma, die diesen Steig im Aufstieg ungesichert absolvierten, hat gleich ein Foto von uns gemacht und wir haben etwas wie „overdressed“ verstanden. Man konnte sich dann wirklich nur an wenigen Stellen sichern, den Rest mussten wir ungesichert hinuntersteigen. Das war aber nach unserer Wahnsinnstour vom Vortag nicht viel schwieriger, wiederum sehr luftig am Grat und wir sind alle gut durchgekommen. Der restliche Weg zur Hütte verlief schön zwischen Latschen und durch Wälder gesäumt von Alpenveilchen. Um kurz vor 18:00 Uhr sind wir auf der sehr schön gelegenen Hütte Klemenci koča angekommen. Unterwegs waren wir 9,5 Stunden, Gehzeit 7h 30 min, 964 hm Aufstieg, 1.600 hm Abstieg, 8,4 km. Nach dem Durstlöschradler/-bier sind wir von der netten Hüttenbedienung in Etappen, zu einer nahe gelegenen Gumpe geführt worden, in der wir uns (mangels Dusche in der Hütte) im eiskalten Wasser abkühlen (und waschen) konnten: „der Wirt ließ sich nicht lumpen, er spendierte uns ein Bad in der Gumpn“. Nach dem Alpensundowner und Abendessen (Schlutzkrapfen, Graupensuppe, Palatschinken sowie Strudel doppelbreit und dick wie üblich) hat uns der (kurzfristig auf die Tour verzichten müssende) Gerhard einen Thymianschnaps ausgegeben und der Wirt noch den besten slowenischen Speck zum Selberaufschneiden aufgetischt.

Tag 4, 07.08.2024, Abstieg ins Tal und über Frischaufov dom, Sanntaler und Seeländer Sattel, Kranjska koča zur Hütte Ceška koča

Nach dem Frühstück (Rührei und Strudel – diesmal nur halbe oder normale Portionen) und dem Abschied von der Babyziege (Junggeißbock) Klemenko sind wir auf dem Abstieg ins Tal von einem (und – abgesehen von nächtlichen Gewittern – unserem einzigen) kurzen Gewitterregen überrascht worden. Unten angekommen war es schon wieder sonnig, aber auch dampfig. Der Aufstieg danach war zwar sehr schweißtreibend, aber beeindruckend: am imposanten Wasserfall „Slap Rinka“ vorbei, den eigentlich gesperrten Weg hinauf und über eine gerade von Handwerkern provisorisch reparierte, wackelige Brücke, am Bach entlang und immer mit der spektakulären Bergkulisse (und dem Wissen, dass wir die letzten zwei Tage bereits ein paar dieser Berge überquert haben) vor uns. Höchstes Ziel war heute kein Gipfel, sondern zwei nahegelegene Sattel: der Sanntaler und der Seeländer Sattel, die gleichzeitig die südlichste Stelle Österreichs markieren. Beim Abstieg haben wir dann schon unsere heutige Übernachtungshütte gesehen, aber uns wiederum zu früh gefreut: der Abstieg war nämlich doch viel länger, steiler und wilder als erkennbar. Auf der Krainer Hütte, die gerade renoviert wird, hat uns ein kühles Bier aus dem Wassertrog erwartet, welches wir auf einer tollen, in die Bäume gebauten Aussichtsterrasse getrunken haben. Weiter ging es dann sehr steil bergab, über einen gesicherten Klettersteig (diesmal einen richtigen, bei dem man sich auch sichern konnte – was aber nicht alle taten) und danach nochmal bergauf. Um 17:00 Uhr kamen wir dann auf der tschechischen Hütte Ceška koča an. Aufstieg 1.453 hm, Abstieg 1.110 hm, Gehzeit 7h 30 min, 13 km. Auf der Hütte gab es gekühltes Bier aus einem Wassertrog und auch die vorhandene Dusche war eher kühl, aber trotzdem nötig. Werner hat noch etwas von in seinem Rucksack befindlichen Schnaps ausgegeben, bevor es wieder ein sehr gutes Abendessen (Gulasch, Graupensuppe, Palatschinken) und einen gemütlichen Hüttenabend mit Vino und Kartenspielen (31!) gab. Die Tschechische Hütte ist die älteste noch erhaltene Hütte Sloweniens, der Fußboden stammt noch aus dem Baujahr 1900.

Tag 5, 09.08.2024, über Mlinarsko sedlo zum Gipfel Dolgi hrbet und zur Hütte Cojzova koča

Die Kletterei hatte schon mit den nächtlichen Toilettengängen begonnen. Die Treppen runter aufs Klo waren T3 oder T4, je nachdem ob mit oder ohne Stirnlampe, genauso wie die Treppe vom bzw. zurück ins Hochbett. Nach dem gemütlichen Frühstück auf der Hütte mit der resoluten aber herzlichen Hüttenwirtin Karmen, haben wir einstimmig beschlossen, dass wir, aufgrund der für den Nachmittag vorhergesagten Gewitter, auf die schwierige Variante zur nächsten Hütte verzichten und den einfacheren Weg (ohne Kriechstelle und ausgesetzter Gratwanderung) gehen. Dass der einfachere Weg nicht wirklich einfach wird, war uns eigentlich beim Anblick der vor uns liegenden Wand klar. Um 8:00 Uhr sind wir losgegangen, erst wie so oft einen steinigen, steilen Pfad und dann über ein kleines Schneefeld, über das Werner und Sepp Stufen schlugen. Die letzten rund 400 hm sind wir dann wieder frei in der Nordwand auf den Mlinarsko sedlo (2.334 m) hochgekraxelt. Die Tiefblicke waren manchmal sehr tief. Oben angekommen wehte ein eisiger Wind, aber wir haben ein schönes Plätzchen in der Sonne für unsere Brotzeit gefunden. Ina, Lars und Matthias sind von dort direkt zur Hütte abgestiegen. Die anderen 9 sind noch den Gipfel „Dolgi hrbet“ (2.473 m) in teils sehr ausgesetzter Kletterei mit vielen 100 Metern Nordwandluft unter den Schuhen hochgeklettert. Oben haben wir mit einer traumhaften Aussicht auf alle Gipfel der Steiner Alpen und einer ausgiebigen Fotosession Abschied genommen von den hohen Gipfeln, die wir die letzten Tage erklommen haben. Als Belohnung für den geglückten Auf- und Abstieg (natürlich wieder mit luftigen Passagen) haben wir den 1. Schnaps des Tages getrunken. Werner und Sepp waren noch nicht ausgelastet und sind über den „Grintovec“ abgestiegen. Der Rest ist den direkten Weg über zerklüftete, spaltenreiche Karstfelder an der Biwakschachtel „Pavla Kemperla“ vorbei und natürlich wieder mit Gegenanstiegen und seilversicherten Kletterstellen zur Cojzova koča gegangen. Dort haben uns Ina, Lars und Matthias mit einem Tablett übervoller Schnapsgläser schon erwartet. Dank WhatsApp-Bildübertragung hat dies auch Werner im Abstieg vom Grintovec gesehen, seine Siebenmeilenstiefel auspackt und ist mit Sepp in Windeseile zur Hütte gelangt. Insgesamt waren wir nur lächerliche sechseinhalb Stunden unterwegs, davon 5h 40 min Gehzeit, 1.040 hm aufwärts, 790 hm abwärts, 6,5 km. Nach ein paar Radler und Bier auf der Terrasse haben wir wie immer ein gutes Abendessen (Szegediner Gulasch, Vampi (Kutteln) und Strudel) bekommen. Dazu ordentlich Vino, nochmal Schnaps sowie zwei Salami- und Käseplatten die der Wirt großzügig spendiert hat. Schön war es!

Tag 6, 09.08.2024, Abstieg zum Parkplatz in Kamniška Bistrica und Rückfahrt

Heute haben wir ausgeschlafen und erst um 7:30 Uhr gefrühstückt. Schließlich stand nur der Abstieg von der Hütte auf dem Programm. In gut 2 Stunden sind wir die 1.200 hm abgestiegen, in Vorfreude auf die Erfrischung im türkisblauen Bergbach beim Parkplatz, den wir beim Losgehen am Sonntag schon gesehen haben. Unten angekommen waren wir dann tatsächlich alle im Wasser, aber nur sehr kurz, weil es nur geschätzte 5-6 Grad hatte. Zum Abschluss sind wir dann noch zum Mittagessen in Kamnik eingekehrt. Die Portionen im Kordun-Grill waren so riesig, dass wir nicht alles geschafft haben, obwohl es sehr gut geschmeckt hat und wir ordentlich Hunger hatten. Bei der Heimfahrt standen wir vor dem (nur jeweils einspurig befahrbaren) Karawankentunnel noch im Stau und waren dann um 20:30 Uhr zurück in Haag.

Fazit

Es war eine sehr schöne, anstrengende, herausfordernde, aufregende Tour mit urwüchsiger, extremer, imposanter, meist steiler und sehr wild-alpiner, felsiger Landschaft. Versichert waren die Steige nur, wo es notwendig war und wir sind in langen Tagesetappen viel frei geklettert. Die Gipfel in Slowenien haben keine Kreuze, dafür wie Wasserhähne aussehende Stempelstellen. Wir haben unterwegs mehr Steinböcke als Menschen gesehen, die meisten davon waren Slowenen. Diese sind alle sehr gute Bergsteiger, diese Berge gewohnt und haben oft Stempelbücher/-kissen dabei. Das Klettersteigset wäre nicht zwingend notwendig gewesen und das 30m Seil für evtl. Notfälle trug Werner umsonst mit. Am Ende waren wir alle froh und stolz, dass wir – Zitat einer unterwegs getroffenen Kärntnerin – „die lässigen Touren“, bei optimalem Wetter erfolgreich und unfallfrei durchführen konnten. Wir haben in rund 35 Stunden Gehzeit, etwas über 50 Kilometer und mehr als 6.000 Höhenmeter im Auf-/Abstieg zurückgelegt sowie rund 1.800 Fotos gemacht.

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