5 Tage Potsdamer Hütte im Fotschertal (Sellrain) 1. bis 5. August 2022

Tag 1 – 1. August 2022

Zu Acht starteten wir am Montagmorgen um 6 Uhr mit zwei Autos vorbei an Rosenheim, Kufstein und Innsbruck nach Sellrain (nördliche Stubaier Alpen). Der erhoffte Parkplatz an der Eisbrücke war trotz teilweiser Nutzung als Baustellenlager noch frei, so dass wir wie geplant vor 9 Uhr mit dem Aufstieg beginnen konnten. Stimmt nicht ganz: der Hans und der Sepp hatten ihre ausschließlich muskelkraftbetriebenen Mountainbikes dabei und begannen die Tour per Rad vom Tal direkt zur Hütte! Der Rest hatte Gefallen an Werners Vorschlag einer varianten- und vor allem gipfelreichen Aufstiegsvariante gefunden und startete den ordentlich steilen Weg von Tanneben auf die erste Anhöhe namens Salfeins (2000m).

Nach rund zwei Stunden angekommen, genossen wir die weite Aussicht in das Inntal und eine erste Brotzeit. Nun begann eine lange Gratwanderung immer mal mehr mal weniger auf und ab, über den Grieskogel (2158m), den den Breitschwemmkogel (2264m) den Angerbergkopf (2399m) und zuletzt den Schaflegerkogel (2405m). Am Angerbergkopf erwarteten uns Hans und Sepp, die es sich nach der Radanfahrt und dem Hütten-Check-in nicht nehmen ließen uns entgegenzugehen! Vielleicht auch nur, um bei unseren 5 Gipfeln auch noch selbst zwei Gipfel für sich verbuchen zu können.

Über das Kreuzjöchl stiegen wir anschließend alle gemeinsam zur Potsdamer Hütte (2009m) ab, wo die Fußgänger nach rund 21 km Strecke und etwa 1800 Höhenmetern ein erstes Getränk in der Sonne genossen. Vom jungen Hüttenpersonal gut versorgt ging es bald mit dem 3-Gänge Abendessen weiter, bevor alle pünktlich zur Hüttenruhe um 22 Uhr müde ins Bett fielen.

Spruch des Tages (Sepp, beim letzten Anstieg vom Bach zur Hütte zu Werner): jetzt hast Du auch mich noch mal zum Schwitzen gebracht!

Tag 2 – 2. August 2022

Am Dienstag genossen (wie auch an den weiteren Tagen) das gemütliche Frühstück zwischen 7 und 8 Uhr auf der Hütte und trafen uns um 8:30 Uhr zum Abmarsch am zweiten Tourentag. Geplant war wieder eine lange, aber gemütliche Tagesrunde, die über Anfangs gut markierte Wege zum „Hüttengipfel“ auf den Kastengrat (2648m) ging. Dieser liegt abseits der viel begangenen Wege der Sellrainer Hüttenrunde, so dass wir dort einsam und nur begleitet von den in diesem Tal häufigen Schafen unterwegs waren. Als Endpunkt für Skitourengeher im Winter waren die Markierungen dann oben angekommen zu Ende und es ging weitgehend weglos, aber wenig ausgesetzt, über Blockstein am Grat entlang zum eigentlichen Tagesziel: der Rote Kogel (2832m). Hier trafen wir einige der Hüttenwanderer die auf dem Weg nach Praxmar oder zum Westfalenhaus waren.

Wir erfreuten uns der grandiosen Aussicht z. B. auf den Lüsener Ferner-Gletscher und weil es so schön war, ging es auch noch weiter am Grat zu den nächsten Gipfeln „Auf Sömen“ (2796m) und Hühnereggen (2732m). Anschließend zogen wir wieder einmal ein Stück weglos hinunter in eine hochgelegene Weide-Ebene, auf der auch einige Pferde standen, um anschließend dem üblichen Wanderweg hinab zur Hütte zu folgen, welche wir nach rund 15 km Tagesstrecke und geschätzten 1300 Höhenmetern gut gelaunt erreichten.

Spruch des Tages (Kathi, beim Abendessen): ich brauche jede Kalorie!

Tag 3 – 3. August 2022

Schnell verging auch die zweite Nacht und wir starteten bei erneut besten Wetteraussichten auf eine ausgedehnte Tour. Zuerst mussten wir von der Hütte rund 100 Höhenmeter hinunter zum Fotscher Bach den wir an der Brücke zur Seealm querten. Dann ging es schattig und ziemlich steil etwa 800 Höhenmeter bergan. Mit stetigem aber ruhigem Schritt zog Werner die Gruppe nach oben, wir querten oberhalb eines steilen Felsbandes zu einer Scharte und über viel Blockfels ging es hoch zum Schwarzhorn (2812m). Bei wunderbarem Rundumblick genossen wir die Rast, den Gipfelschnaps und auch das auf der Hütte seltene, hier oben aber sehr gute Funksignal für unsere Smartphones. Anschließend ging es den Aufstiegsweg wieder ein Stück hinab bis zur Scharte und weiter zu einem kreuzlosen Gipfel namens „Hohe Schöne“ (2675m).

Nachdem noch reichlich Zeit war, beschloss man wie schon an den Vortagen eine Gratwanderung weiter zur Wildkopfscharte (2599m) und dem Wildkopf “ (2719m). Auch wenn manchen etwas die Kraft zu verlassen schien, jeder wollte alle Gipfel mitnehmen und sich nichts entgehen lassen.

Abwechslungsreich waren die Wege und immer wieder anders die Aussicht in alle Richtungen. Auch hier gab es das obligatorische Gipfelfoto und anschließend den Abstieg durch ein Gelände mit dem tollen und treffenden Namen „In der alten Welt“. Nur Kühe und Schafe, kein Netz, kein Fahrzeug, keine Häuser, nur Natur pur! Tag 3 beendeten wir nach rund 18 km Gehstrecke und vermuteten 1400 Höhenmetern wiederum schwitzend, zufrieden und vor allem durstig auf der schon lieb gewonnen Potsdamer Hütte.

Spruch des Tages (Manfred, weil es mal wieder mehr als ein Gipfel ist): wir sind ja mit dem Werner unterwegs!

Tag 4 – 4. August 2022

Am Donnerstag nahmen sich Kathi und Manfred eine Auszeit. Für den Rest stand eine Tour auf die Lüsener Villerspitz (auch Sonnenspitz) auf dem Programm. Mit 3026m ein echter Dreitausender! Dazu mussten wir das Tal fast komplett durchschreiten und dann steil über den inneren Bremstall auf das Hochgrafljoch (2717m) aufsteigen. Dort angekommen ging es wieder einmal unmarkiert und nur mit Steinpyramiden gekennzeichnet, weglos weit nach oben.

Kurz unter dem Gipfel dann der spannende Blick auf die angekündigte luftige Kletterstelle auf den letzten 100 Höhenmetern. Schräge Platten mit wenigen, aber gut greifbaren Rissen, zeigten uns den Weg nach oben und Sepp übernahm routiniert und zügig den Führung auf dieser Passage. Auch alle anderen bewältigten die ausgesetzte Kletterei und erfreuten sich an den Jauchzer-Versuchen von Sepp und Werner am Gipfelkreuz. Zur Krönung konnten wir auch noch zwei (vielleicht auch drei) Bartgeier beim Kreisen beobachten!

Als noch ein Einheimischer den Gipfel erreichte, gab es auch noch den Hinweis auf eine alte beschriftete Steinplatte unterhalb des Kreuzes mit den Namen der Erstbesteiger. So wie wir hinaufgekommen waren ging es dann auch wieder hinunter. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit waren Voraussetzung für diese Tour und konzentriert ging es auch wieder sicher und gegenseitig mit Hinweisen unterstützend, hinunter auf ein kleines Plateau, wo wir den verdienten Gipfelschnaps genossen.

Auch wenn es an diesem Tag nur einmal Gipfelglück gab, waren alle happy über diesen besonderen, weil nicht unschwierigen Gipfelerfolg und schritten stolz auf dem gleichen Weg wieder hinunter ins Tal und zur Hütte. Die mit rund 17 km wieder sehr lange Strecke – bei rund 1100 Höhenmetern – war dann Abends bei allen gut spürbar in den Füßen und mit den jeweiligen Wunschgetränken wurde der Getränkehaushalt des Körpers wieder ins Gleichgewicht gebracht.

Spruch des Tages (Hans, bei einer Trink-Pause unterwegs): dann muss ich nicht mehr so viel mit runter tragen!

Tag 5 – 5. August 2022

Für den letzten Tag waren ab Mittags Gewitter angesagt und der Abstieg zum Parkplatz stand auf dem Programm. Aber so ganz ohne Gipfel sollte auch dieser Tag nicht enden, so dass Werner vorschlug zumindest noch den unscheinbaren Schellenberg (2108m) mitzunehmen. Auch Hans und Sepp gingen bis dahin mit, kehrten anschließend zur Hütte um und fuhren mit dem Rad zum Parkplatz.

Die anderen schlugen sich mal wieder völlig weglos (der eingezeichnete und offensichtlich nicht mehr begangene Weg war schlichtweg zugewachsen und nur stellenweise zu erkennen) durch das feuchte Gelände hinunter zum Allmindbach und Allmindalm.

Von dort ging es dann die Forststraße, vorbei an der Bergwachthütte und dem Bergheim Fotsch zügig hinunter Richtung Tanneben. Rund 2,5 km vor dem Ort warteten überraschend Hans und Sepp mit ihren Rädern auf uns und boten an zwei Rucksäcke mit dem Rad zum Auto zu bringen. Das wurde dankbar in Anspruch genommen, wir konnten alle zusammen kurz nach 12 Uhr den Ausgangspunkt unserer Mehrtagestour erreichen und die Heimreise beginnen.

Spruch des Tages (Miche, zum Abschluss): so viel Sport habe ich noch nie in meinem Leben in einer Woche gemacht!

Teilnehmer/-innen: Dani, Hans, Irmi, Kathi, Manfred, Miche und Sepp

Organisation, Bericht, Fotos: Werner