Die vom Vatertag auf den Samstag verlegte Tour hatte nicht nur deutlich besseres Wetter, sondern auch dreimal so viele Anmeldungen. Nach pünktlichem Start in Haag und einem Zustieg am Pendlerparkplatz in Schweinbach waren wir bereits kurz nach 7 Uhr am Wanderparkplatz in Laubau bei Ruhpolding. Los ging es mit einem rund 3,5 Kilometer langen Hatscher auf dem breiten Kiesweg zu den Scharzachenalmen. Ab hier scharf rechts, dem Danzigbach folgend, zum mittleren Kraxenbachtal. Hier standen etwas unerwartet Kühe auf dem schmalen Pfad und wir hatten etwas Mühe diese zu umgehen, da einige besonders neugierige uns ein Stück steil bergauf folgten.
Im bewaldeten Tal ging es angenehm schattig, immer in der Nähe des Bachlaufs oder diesen querend, beständig hoch. Die Natur belohnte uns (wie später im Abstieg) mit Wasserrauschen, kleinen Wasserfällen und Gumpen sowie vielen blühenden Pflanzen, wie z. B. den heimischen Orchideen Waldvögelein und Nestwurz. Gegen 9:45 Uhr wurde der Wald lichter und wir erreichten den Kessel mit dem „Großen Sand“. Dort konnten wir auch erstmals den schwierigsten Tourenteil begutachten: die Steilstelle zur Reifelbergscharte, in der zudem auch noch Schnee lag.
Nach einer kurzen Rast ging es durch das Geröllfeld und kleinere Schneefelder hinauf. In den letzten vielleicht 25 Höhenmetern lag ein letztes, aber steiles Schneefeld. Tritte waren erkennbar und Werner sowie Sepp erweiterten diese auf dem Weg nach oben nochmals, so dass alle Teilnehmenden gut weiterkamen, aber jeder – mangels Handschuhe – eiskalte Hände bekam. Am Ende des Schnees folgte die zum Teil ausgesetzte, nasse I-IIer-Kletterei bis zur Scharte. Beim „Ausstieg“ dann das Aha-Erlebnis: ein beeindruckender Weitblick in die Zentralalpen und die vorgelagerten Loferer Steinberge sowie vom Watzmann bis ins Karwendel.
Anschließend ging es durch die Latschen auf dem Westgrat weiter, des öfteren noch kleinere Kletterstellen folgend bis zum Normalweg kurz unter dem Gipfel. Dieser wurde nach ziemlich genau 4,5 Stunden Aufstiegszeit um 11:40 Uhr erreicht. Am Gipfelhang war einiges los, den sonnigen Tag nutzten viele, vor allem für den „leichten“ südseitigen Anstieg aus dem österreichischen Heutal. Kurz nach dem Eintreffen ließen wir uns für ein Gipfelfoto auf dem höchsten Berg der Chiemgauer Alpen ablichten und genossen danach die verdiente Brotzeit sowie Gipfelschnaps in strahlendem Sonnenschein, allerdings etwas beeinträchtigt von vielen umhersurrenden Flugameisen.
Der Tourenleiter machte zwischendrin noch einen kurzen Abstecher zum Einstieg der Sonntagshornhöhle, bevor nach etwa 1 Stunde der Aufbruch zum Abstieg begann. Dieser beginnt unmittelbar am Gipfelkreuz in östliche Richtung. Hier gerade eintreffende Südseitenbezwinger waren sichtlich beeindruckt, dass man hier überhaupt runtersteigen kann. Auf den ersten Metern des Abstiegs löste sich dann plötzlich der am Rucksack eigentlich ordnungsgemäß verstaute Helm des Tourenleiters und sauste den steilen Hang über die darunterliegende Felskante auf nimmerwiedersehen davon. Jetzt war wiederum die Gruppe beeindruckt und die folgenden Tritte hinab zur Sonntagshornscharte erfolgten vielleicht noch konzentrierter als nötig.
An der Scharte und auch auf etlichen der folgenden Abwärts-Höhenmetern war ein Wolkenmeer von Fliegen, wie wir es noch nie gesehen hatten. Letztlich nicht schlimm, aber wirklich erträglich nur bei geschlossenem Mund und zügigem Schritt. Auch in das hintere Kraxenbachtal führt der Weg über ein langes Geröllfeld. Dieses nutzen einige für eine zügige „Abfahrt“, die etwas Mut und Kraft in den Beinen erfordert und immer mit reichlich Steinen in den Schuhen belohnt wird. Unten angekommen heißt es deshalb immer, Schuhe aus- und wieder anziehen.
Nach dem Geröll ging es wieder in den Wald und den sich ziehenden langen Abstieg. Dieser wurde wieder von vielen kleinen und größeren Wasserfällen belohnt. Am Bach wurde hin und wieder die Wasserflasche gefüllt. Gegen Talende gibt es noch die historische Kraxenbachklause zu bewundern. Eine Stauanlage für den den Holztransport per Wasser, die insbesondere im 18./19. Jahrhundert aufgrund des enormen Holzbedarfs und -verbrauchs errichtet wurden.
Gegen 15:40 Uhr wurde die Schwarzachenalm erreicht und für eine letzte Rast genutzt. Mit einem letzten Blick auf das Sonntagshorn wurde diese dann um 16:30 Uhr verlassen und der lästige nochmalige Hatscher zurück zum Parkplatz bestritten und die Heimreise angetreten.
Fazit: eine anspruchsvolle lange Bergtour an einem durchweg sonnigen, sehr schönen Tag mit rund 1.250 Höhenmetern und 17 Kilometern Gehstrecke
Teilnehmende: Bene, Hans, Irmi, Kathi, Lu, Michi, Petra, Regina, Sepp, Silvia
Tourenorganisation, Bericht und Fotos: Werner